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Sommer der Insolvenzen in Deutschland: Höchststand zum Halbjahr 2025

von Marco Wolski

Eiswaffel liegt auf dem Boden in geschmolzenem Eis

Deutschland erlebte dieses Jahr einen „Sommer der Insolvenzen“. So viele Firmenpleiten gab es seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Ein bitterer Rekord, der Unternehmer und Beobachter alarmiert.

Wie die Creditreform auf Ihrer Website berichtet, mussten im ersten Halbjahr 2025 rund 11.900 Unternehmen Insolvenz anmelden, ein Zuwachs um 9,4 % gegenüber dem Vorjahr und der höchste Halbjahreswert seit zehn Jahren. Zum Vergleich: 2024 gab es bereits einen kräftigen Anstieg um 28,5 %.

Ursachen der Insolvenzwelle: Zwei Jahre Wirtschaftsflaute haben Spuren hinterlassen – hohe Zinsen, steigende Kosten (Energie, Personal, Material) und konsummüde Kundschaft bringen zahlreiche Firmen in Bedrängnis. Oft sind die finanziellen Reserven aufgebraucht und Banken verlängern Kreditlinien nicht mehr. Diese gefährliche Mischung führt dazu, dass immer mehr Betriebe in ernste Schwierigkeiten geraten.

Auffällig ist auch die stille Seite der Krise: Viele Unternehmen verschwinden vom Markt, ohne jemals einen Insolvenzantrag zu stellen. Solche freiwilligen Geschäftsaufgaben – im Volksmund „Firmenbestattungen“ – haben stark zugenommen. 2024 stellten rund 196.100 Firmen ihre Tätigkeit ein, 16 % mehr als im Vorjahr. Das ist der höchste Stand an Unternehmensschließungen seit 2011. Experten befürchten, dass sich dieser Trend 2025 fortsetzt.

Alarmsignale einer drohenden Insolvenz

Entscheidend ist, Warnzeichen früh zu erkennen. Typische Anzeichen, dass Ihrem Unternehmen eine Insolvenz drohen könnte, sind zum Beispiel:

  • Chronischer Liquiditätsmangel: Kasse und Kontostand reichen kaum für die laufenden Ausgaben, Ihr Unternehmen lebt von der Hand in den Mund.
  • Zahlungsschwierigkeiten: Rechnungen können nur verzögert beglichen werden, Mahnungen häufen sich. Lieferanten bestehen eventuell bereits auf Vorkasse.
  • Dauerhafte Verluste: Umsätze brechen ein oder die Firma schreibt über längere Zeit rote Zahlen, die Substanz schrumpft zusehends.
  • Schwindendes Eigenkapital: Rücklagen sind aufgebraucht, die Eigenkapitalquote sinkt gefährlich Richtung Null. Die finanziellen Puffer reichen nicht mehr aus.
  • Erschwerte Finanzierung: Banken verschlechtern das Kreditrating, kürzen Kreditlinien oder kündigen Kredite ganz. Neue Finanzierung wird nahezu unmöglich.

Frühwarn-Kennzahlen im Blick behalten

Auch ein Blick in die Finanzkennzahlen kann frühzeitig Alarm schlagen. Folgende KPIs haben sich als Frühwarnindikatoren bewährt:

  • Liquiditätsgrad: Gibt an, ob genügend flüssige Mittel vorhanden sind, um kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken. Ein Wert unter 100 % bedeutet akute Zahlungsschwierigkeiten.
  • Eigenkapitalquote: Zeigt die finanzielle Stabilität. Sinkt diese Quote stark, schmilzt der Puffer für Verluste. Eine sehr niedrige Eigenkapitalquote erhöht das Insolvenzrisiko erheblich.
  • Cashflow: Dauerhaft negativer Cashflow signalisiert, dass mehr Geld abfließt als hereinkommt. Ohne positiven Cashflow lässt sich der Geschäftsbetrieb auf Dauer nicht finanzieren.
  • Forderungsmanagement: Steigt der Berg überfälliger Kundenrechnungen oder verlängern sich die Zahlungsziele immer weiter, gerät die Liquidität unter Druck. Ein engmaschiges Mahnwesen und strikte Zahlungskontrollen sind hier unverzichtbar.

Im Ernstfall: Was sollten Sie sofort tun?

Gerät Ihr Unternehmen trotz aller Vorsicht in akute Not, heißt es schnell und entschlossen zu handeln. Folgende Schritte sind im Ernstfall ratsam:

  1. Finanzlage prüfen: Verschaffen Sie sich umgehend einen klaren Überblick über Ihre Finanzen. Welche Rechnungen sind offen, wie viel Liquidität ist verfügbar, welche Ausgaben stehen an? Klare Zahlen zeigen, wie dringend die Situation ist.
  2. Professionelle Beratung einholen: Suchen Sie frühzeitig Rat bei Fachleuten (Steuerberater, Sanierungsexperten, Rechtsanwälte). Externe Profis helfen, realistische Optionen zu erkennen und Fehler – etwa eine verspätete Insolvenzanmeldung – zu vermeiden.
  3. Gläubiger informieren: Treten Sie offen an Ihre wichtigsten Gläubiger (Banken, Lieferanten, Vermieter) heran. Transparenz und konkrete Vorschläge (z.B. Ratenzahlungen, Stundungen) können Vertrauen schaffen und Ihnen wertvolle Zeit verschaffen.
  4. Kosten senken & Liquidität schaffen: Stoppen Sie sofort alle nicht absolut notwendigen Ausgaben. Prüfen Sie, welche Vermögenswerte sich schnell zu Geld machen lassen (z.B. Maschinen, Fahrzeuge oder überschüssige Lagerbestände), um frisches Kapital in die Firma zu holen. Jeder Euro zählt jetzt.
  5. Insolvenzantrag rechtzeitig stellen: Wenn eine Insolvenz nicht mehr abwendbar ist, zögern Sie den Antrag nicht hinaus. Ab Eintritt der Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung haben Geschäftsführer maximal 3 Wochen Zeit für den Insolvenzantrag, wer länger wartet, macht sich strafbar. Frühzeitiges Anmelden bietet zudem die Chance, in einem geordneten Verfahren (z.B. Schutzschirm) das Ruder vielleicht doch noch herumzureißen.

Fazit: Früh handeln eröffnet auch Chancen

Der Insolvenzhöchststand macht deutlich, wie wichtig ein wachsames Auge auf Finanzen und entschlossene Entscheidungen im Ernstfall sind. Wer rechtzeitig reagiert, kann Krisen nicht nur besser bewältigen, sondern oft auch neue Wege und Chancen für die Zukunft finden.

Sollte Ihr Unternehmen akut Unterstützung bei Liquiditätsengpässen brauchen, dann kontaktieren Sie uns. Hansetrading steht Ihnen mit Rat zur Seite und bietet Ihnen – wenn es hart auf hart kommt – schnelle Liquidität durch den Ankauf von Restposten oder Insolvenzware.

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